Viele Anleger suchen angesichts des heutigen volatilen politischen und wirtschaftlichen Umfelds nach Alternativen zu traditionellen Aktien und Anleihen.

Eine solche Alternative, die zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, sind „Private Markets“. Diese Investments - beispielsweise in Solarparks, Krankenhäuser, Technologie-Start-ups oder sogar Hersteller von elektrischen Kleinstfahrzeugen - bieten oft einzigartige Vorteile, die auch in unsicheren Zeiten Stabilität und Wachstum versprechen.

Was sind Private Markets?

„Private Markets“ beziehen sich auf Anlagen, die nicht an öffentlichen Börsen gehandelt werden. Sie können in zwei Hauptkategorien unterteilt werden:

  • Privates Kapital – beispeilsweise Beteiligungen an Unternehmen oder Übernahmen sowie die Vergabe von Krediten an private Unternehmen und Projekte.
  • Sachwerte - beispielsweise Immobilien, Infrastrukturprojekte oder natürliche Ressourcen wie Holz oder landwirtschaftliche Flächen.
Im Gegensatz zu den öffentlichen Märkten - wo die meisten Wertpapiere fast täglich offen gehandelt werden – erfolgen Investments in Private Markets in der Regel "außerbörslich" durch direkte Transaktionen zwischen Anlegern und Unternehmen oder Fonds. Aus diesem Grund werden sie als "privat" bezeichnet und sind oft illiquide. 

Börsennotierte Unternehmen machen nur einen kleinen Teil der weltweit registrierten Unternehmen aus und die Aufnahme von Krediten auf den Anleihemärkten ist nur für Unternehmen von angemessener Größe möglich. 

Investments in privates Beteiligungskapital (Private Equity) und private Kredite (Private Credit) können Wirkung auf die Verbesserung der Portfolio-Performance entfalten. Gleichzeitig haben Finanzinnovationen und der Bedarf an privatem Kapital eine Reihe neuer Anlagemöglichkeiten eröffnet.

Diese strukturellen Veränderungen haben in Verbindung mit der höheren Volatilität der öffentlichen Märkte zu einem Anstieg der Investitionen in diese "alternativen" Anlagen geführt. Das verwaltete Vermögen stieg von 2 Billionen US-Dollar im Jahr 2003 auf 25 Billionen US-Dollar im Jahr 2023. Einer Schätzung zufolge wird dieser Markt bis 2033 ein Volumen von 59 Billionen US-Dollar erreichen.

Wie verändert sich das Investieren in Private Markets?
Traditionell waren Investments in Private Markets aufgrund der hohen Mindestverpflichtungen und der langfristigen Anlagehorizonte die Domäne großer institutioneller Anleger.

Dies ändert sich jedoch gerade. Innovationen in der Finanztechnologie und regulatorische Änderungen haben es einem breiteren Spektrum von Anlegern erleichtert, sich zu beteiligen.

Darüber hinaus ist ein wachsender Trend zu "Evergreen"-Fonds und halbliquiden gepoolten Anlagevehikeln zu beobachten, die den Anlegern im Vergleich zu traditionellen Private-Market-Vehikeln mehr Flexibilität in Bezug auf die Einlage und Entnahme bieten.

Allerdings bedeuten die nach wie vor beträchtlichen Investitionsanforderungen und andere Zugangsbarrieren, dass vorerst wohlhabendere Privatpersonen am meisten von diesem Trend profitieren werden.

Warum Private Markets?

  • Diversifizierung, geringere Korrelation. Einer der wichtigsten Vorteile der Private Markets ist ihre Fähigkeit zur Diversifizierung. Private-Market- Anlagen weisen eine geringe Korrelation mit traditionellen Aktien und Anleihen auf (siehe Abbildung 1). Das bedeutet, dass sie sich nicht notwendigerweise im Gleichschritt mit den öffentlichen Märkten bewegen, was die Gesamtvolatilität des Portfolios verringert und dessen Widerstandsfähigkeit  verbessert. So haben beispielsweise Infrastrukturanlagen - wie Energieerzeugung und Transport - oft langfristige, staatlich abgesicherte Verträge, die auch in wirtschaftlichen Abschwungphasen stabile Cashflows gewährleisten.

Abbildung 1: Öffentliche vs. Private Markets, Korrelation

  • Höhere Renditen. Private-Market-Anlagen haben in der Vergangenheit aufgrund der "Illiquiditätsprämie" höhere Renditen erzielt als vergleichbare Anlagenan öffentlichen Märkten - Anleger werden für die mangelnde Liquidität mit höheren potenziellen Renditen entschädigt. Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Illiquiditätsprämie die Renditen von Private-Equity-Anlagen langfristig um etwa 2 bis 4 % pro Jahr steigern kann. Private-Equity-Investments in Wachstumsunternehmen oder Buyout-Transaktionen können somit durch strategisches Management und operative Verbesserungen erhebliche Renditen erzielen.
  • Inflationsschutz, stabile Cashflows. Bestimmte Private-Market- Anlagen, wie Infrastruktur und Immobilien, bieten einen natürlichen Schutz gegen Inflation. Diese Vermögenswerte sind häufig an inflationsgebundene Verträge oder Leasingverhältnisse gekoppelt, sodass die Cashflows bei steigenden Preisen zunehmen. Dies macht sie in Zeiten hoher Inflation besonders attraktiv, da sie zum Erhalt der Kaufkraft beitragen können. Darüber hinaus bieten private Kreditanlagen durch Zinszahlungen stabile und vorhersehbare Cashflows, was die Stabilität des Portfolios weiter erhöht.

  • Zugang zu einzigartigen Möglichkeiten, Wertschöpfung. Private Markets bieten Zugang zu einzigartigen Investmentchancen, die auf öffentlichen Märkten nicht immer verfügbar sind. Dazu gehören Investitionen in Nischensektoren, Schwellenländer und innovative Projekte. So können Private-Equity-Fonds beispielsweise bereits in der Frühphase in Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial investieren, während Infrastrukturfonds wichtige Projekte wie erneuerbare Energien und intelligente Städte finanzieren können. Diese Investments bieten nicht nur finanzielle Renditen, sondern können auch zu sozialen und ökologischen Zielen beitragen.

  • Risikomanagement und Widerstandsfähigkeit. Die Einbeziehung von Private-Markets-Assets in ein Anlageportfolio kann die Widerstandsfähigkeit gegenüber Marktschocks erhöhen. Der dynamische Charakter privater Investitionen, die häufig mit aktivem Management einhergehen, ermöglicht eine strategische Wertschöpfung. So können Private-Market-Manager beispielsweise operative Verbesserungen, Kosteneinsparungen und strategische Übernahmen durchführen, um den Wert ihrer Anlagen zu steigern. 

Und die Risiken?

Private Markets bieten zwar viele Vorteile, sind aber auch mit Risiken verbunden. Sie sind von Natur aus illiquide, so dass es schwierig ist, Anlagen schnell zu verkaufen. Dies kann durch ein diversifiziertes Portfolio und eine gut durchdachte Cash-Management-Strategie abgefedert werden.

Zudem kann die Bewertung von Private-Market-Vermögenswerten aufgrund der begrenzten Transparenz und Datenverfügbarkeit schwierig sein. Die Verwendung robuster Bewertungsmodelle und deren regelmäßige Aktualisierung können hier Abhilfe schaffen.

Potenzielle Anleger müssen sich der verschiedenen Risiken bewusst sein, denen ihr Portfolio ausgesetzt ist. Diese reichen von thematischen Risiken, wie geopolitischen Entwicklungen oder technologischem Fortschritt, bis hin zu spezifischen Risiken, wie der Qualität des Managements, der Governance-Strukturen und der operativen Risiken. Andere Risiken können mit makroökonomischen, marktbezogenen und privaten Kapitalfaktoren zusammenhängen. 

Gründliche Due-Diligence-Prüfungen und eine laufende Überwachung der Investments sind von entscheidender Bedeutung. Dies muss auf die Art der Anlage - über Fondsverpflichtungen, Co-Investments oder Direktinvestments - sowie auf die verschiedenen Anlageklassen zugeschnitten sein. 

Die Auswahl des richtigen Managers ist wichtig, da die Renditeunterschiede unter den Managern von Private-Market-Fonds deutlich größer sind als zwischen den besten und schlechtesten Performer auf den öffentlichen Märkten (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2: Öffentliche vs. private Märkte, 10-Jahres-Renditen

Der Einsatz von Szenario-Stresstests und ein umfassendes Rahmenwerk für das Risikomanagement können dabei helfen, Risiken und Bewertungsänderungen innerhalb von Portfolios anzugehen.

Abschließende Gedanken

Inmitten der Schockwellen, die fast täglich aus Washington kommen, scheinen die Aktienmärkte anfällig für weitere Einbrüche, während gleichzeitig auch die globalen Anleihemärkte angesichts der veränderten Zinserwartungen wackelig aussehen.

Doch Private Markets können für einige Portfolios ein potenzieller Schockabsorber sein, der den Anlegern hilft, die Volatilität zu mindern und langfristige Renditen zu erzielen.

Diese Anlagen erfordern eine sorgfältige Prüfung, bieten aber auch Vorteile, die traditionelle Portfolios ergänzen können.

Anleger sollten ihren Liquiditätsbedarf und ihre Risikotoleranz abwägen, bevor sie sich engagieren. Aber für diejenigen, die Zugang und Geduld haben, können Private Markets einen Weg zu Stabilität und Wachstum bieten - selbst in turbulenten Zeiten.