Kurzer Rückblick
Die Stimmung der Anleger hinsichtlich der Schwellenländer war im Jahr 2024 sehr gut. Dies wurde durch die Erwartung einer robusten Infrastrukturentwicklung, eines Technologiebooms und einer Verlangsamung der US-Wirtschaft in Folge der verzögerten Erholung Chinas angetrieben. Im weiteren Verlauf des Jahres nahm die Volatilität jedoch zu. Die Anleger schraubten ihre Zinssenkungserwartungen zurück und suchten nach sicheren Häfen wie dem US-Dollar. Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten im November ließ die Aussichten für die Schwellenländer zusätzlich zweifelhaft erscheinen.
Ausblick 2025: Gegenwind und Rückenwind
Der Konsens ist, dass das Jahr 2025 für die Schwellenländer eine Herausforderung darstellen könnte, da Handel, Zölle und Zinsen die Aussichten belasten. Die Deregulierung und Steuersenkungen in den USA könnten den Dollar stärken, was für die Schwellenländer eine Herausforderung darstellt.
Auf der anderen Seite bieten der geringe Aktienbesitz in den Schwellenländern und die attraktiven Bewertungen das Potenzial für positive Überraschungen. Die Zentralbanken und Regierungen der Schwellenländer haben über ein Jahrzehnt lang eine solide fiskalische und geldpolitische Disziplin bewiesen. Die gesunde Verschuldung von Unternehmen und Staaten hat ebenfalls zu dieser Widerstandsfähigkeit beigetragen.
Unterdessen sind einige von Trumps umstrittenen Wahlkampfversprechen, darunter Zölle auf alle chinesischen Importe, trotz ihrer potenziell negativen Auswirkungen auf die US-Wirtschaft bereits in Kraft getreten. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts haben die USA einen Zoll von 10 % auf alle chinesischen Importe eingeführt (bescheiden im Vergleich zu den 60 %, die er im Wahlkampf angedroht hatte). Die chinesische Regierung kündigte umgehend Vergeltungszölle in Höhe von 10-15 % auf US-Energie und landwirtschaftliche Geräte sowie mögliche Ausfuhrbeschränkungen für wichtige Mineralien an. Chinas Reaktion war eher gezielt als pauschal, was das Risiko einer Ausweitung des Handelskriegs verringern könnte. Verhandlungen sind möglich, auch wenn zum jetzigen Zeitpunkt unklar ist, welche Art von Abkommen beide Seiten anstreben. Es ist auch unklar, ob Trump mit seinen Drohungen die Weltwirtschaft neu ordnen oder einfach nur Zugeständnisse erzwingen will.
An anderer Stelle wurden die US-Zölle in Höhe von 25 % gegenüber Mexiko und Kanada bis Anfang März vorübergehend auf Eis gelegt. Die Pause erfolgte, nachdem die Staats- und Regierungschefs beider Länder neue Grenzmaßnahmen angekündigt hatten, um den Zustrom von illegalen Einwanderern und Fentanyl zu stoppen. Diese Reaktion entspricht unserer Erwartung, dass Trump die Drohungen mit Zöllen außerhalb Chinas in erster Linie als Verhandlungsdruckmittel betrachtet.
Allerdings könnten Trumps Zolldrohungen gegenüber anderen Regionen (einschließlich der EU), seine Äußerungen seit der Amtseinführung und die Ankündigung einer externen Steuerbehörde (die es übrigens in Form des Handelsministeriums und der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde bereits gibt) auch auf eine andere Logik hindeuten. Möglicherweise versucht Trump auch, mit den Zolleinnahmen die Einkommensverluste auszugleichen, die durch seine geplanten aggressiven Steuersenkungen im Inland entstehen.
Was ist mit China?
Die Geschichte hat gezeigt, dass das Narrativ "Trumps Zölle sind schlecht für China" nicht der entscheidende Treiber für die Renditen in China ist. Die direkten Auswirkungen der Zölle waren während des Handelskriegs 2018 relativ gedämpft. Nach dem ersten Schock erholten sich die chinesischen Märkte von Ende 2018 bis Mitte 2021.
Dieser Aufschwung geriet ins Stocken, und zwar nicht wegen der Zölle, sondern wegen inländischer Faktoren - radikale Covid-Strategien, ein hartes Durchgreifen bei der Regulierung und der Abbau von Fremdkapital im Immobilienbereich. Darüber hinaus haben chinesische Unternehmen nach der ersten Trump-Präsidentschaft andere Bestimmungsorte für ihre Exporte erschlossen, wodurch sie weniger von US-Zöllen betroffen sind. Gleichzeitig hat China auch seine Importe diversifiziert, indem es zum Beispiel seine Beziehungen zu zentralasiatischen Ländern vertieft hat.
Die jüngsten Äußerungen der chinesischen Regierung deuten darauf hin, dass sie die dringend benötigten fiskalischen Anreize zur Ankurbelung des Verbrauchs auf den Weg bringen wird. Dazu gehören auch Xi Jinpings Äußerungen vom Dezember, in denen er erklärte, dass "proaktivere" makroökonomische Maßnahmen erforderlich seien.
Gründe für eine positive Einstellung
Die Schwellenländer profitieren von günstigen mikroökonomischen Trends. In der Vergangenheit war die Performance der Schwellenländer an den globalen Investitionszyklus gebunden, da viele Unternehmen, die materielle Güter herstellen, in diesen Regionen ansässig sind. Jetzt schafft ein neuer globaler Investitionszyklus - angetrieben durch Technologie, den "grünen" Wandel, die Verringerung des Risikos in den Lieferketten und die wachsende Binnennachfrage - Chancen für Unternehmen in den Schwellenländern und fördert ihr Gewinnwachstum.
Die Entwicklungen in Mexiko, Brasilien, Indien und dem Nahen Osten sind besonders ermutigend. Indien zeichnet sich durch ein robustes Wirtschaftswachstum aus, das durch die Entwicklung der Infrastruktur, einen erst am Anfang stehenden privaten Investitionszyklus und eine allmähliche Erholung des ländlichen Konsums angetrieben wird. All dies wird durch eine unternehmensfreundliche Politik unterstützt.
Die Golfstaaten sind von den Herausforderungen der Schwellenländer und den regionalen Konflikten des letzten Jahres relativ unberührt geblieben. Sie profitieren von der Bindung an den US-Dollar und dem starken Gewinnwachstum der Unternehmen.
Die Stimmung gegenüber Mexiko ist zwar negativ, aber wir glauben, dass die Märkte viele der schlechten Nachrichten bereits eingepreist haben. Außerdem gibt es zahlreiche solide, gut geführte mexikanische Unternehmen, in die man investieren kann. Ein potenzieller Inflationseffekt könnte auch die Fähigkeit der USA einschränken, den Handel mit Mexiko zu stark zu beeinträchtigen.
Aber es gibt auch einige negative Aspekte. Einige Schwellenländer haben in den letzten Jahren finanzpolitische Fehler gemacht. Diese Fehler in der Kapitalverwaltung sind jedoch zyklischer Natur und verdecken die wachsende Widerstandsfähigkeit der Binnenwirtschaft in vielen Schwellenländern. Dies dürfte die Relevanz der Schwellenländer als Anlageklasse erhöhen und ihre Fähigkeit, eine wirksame Diversifizierung für Anleger zu bieten, verstärken. Unternehmen, die sich stärker auf den Binnenkonsum konzentrieren, dürften in diesem Umfeld gut abschneiden.
Wie sieht das in der Praxis aus?
Im Jahr 2024 war die KI für viele Technologieunternehmen ein Segen. Die Aussichten sind ebenso vielversprechend. Hervorzuheben ist das taiwanesische Unternehmen Yageo Corporation, das von der Zunahme der Hochleistungscomputer erheblich profitieren wird. Und dann ist da noch Alchip. Das Unternehmen bietet Dienstleistungen in den Bereichen Siliziumdesign und -herstellung an und konzentriert sich dabei auf anwendungsspezifische integrierte Schaltkreis-Chips. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie bestimmte Funktionen so effizient und schnell wie möglich ausführen.
Trump hat seine Haltung zum Klimawandel deutlich gemacht, wie sein Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen zeigt. Nichtsdestotrotz ist die globale Energiewende in vollem Gange und bietet weiterhin überzeugende Anlagemöglichkeiten. Nehmen Sie das kasachische Uranbergbauunternehmen National Atomic Company Kazatomprom (NACK). Das Unternehmen fördert rund 20 % des weltweiten Urans zu niedrigeren Kosten als seine Konkurrenten. Die Position von NACK in der Lieferkette verleiht dem Unternehmen eine ausgeprägte Preissetzungsmacht. Zudem dürfte die anhaltende Stromnachfrage für KI-bezogene Rechenzentren das künftige Wachstum ebenfalls antreiben.
Schließlich haben wir noch die in Singapur notierte Capital India Trust Limited. Dieses dividendenstarke Unternehmen dürfte von einer Verschiebung im indischen Gewerbeimmobilienzyklus und einer zukunftsorientierten Investition in Rechenzentren profitieren.
Abschließende Gedanken...
Die nächsten vier Jahre könnten eine Ära des aggressiven US-Exzeptionalismus einläuten. Zölle, ein starker US-Dollar und eine innenpolitische Ausrichtung werden für die Schwellenländer eine Herausforderung darstellen. Wir stellen jedoch zunehmend fest, dass die Unternehmen und Länder der Schwellenländer ihre Beziehungen zueinander vertiefen. Wir entdecken auch Unternehmen mit robusten Bilanzen, starkem Cashflow-Potenzial und überzeugenden Bewertungen, die nicht von den USA abhängig sind. Darüber hinaus bleibt der strukturelle Rückenwind - insbesondere die erhöhten Investitionen – weiter wirksam. Trotz der negativen Schlagzeilen sind die Chancen in den Schwellenländern also nach wie vor intakt.
Die Unternehmen werden nur zur Veranschaulichung ausgewählt, um den hier beschriebenen Anlagestil zu demonstrieren, und nicht als Anlageempfehlung oder Hinweis auf die künftige Wertentwicklung.