Senegal
Senegal ist zweifelsohne das Land mit den größten Problemen in der Region. Die Aufdeckung versteckter Schulden erhöhte die Schuldenquote um 25 Prozentpunkte und ließ sie bis Ende 2024 auf über 105 % steigen. Die Lage ist prekär. In der Vergangenheit waren nur wenige Länder in der Lage, ihre Schuldenquote ohne eine Umstrukturierung der Auslands- oder Inlandsverschuldung von einem solchen Niveau zu senken. Große Entscheidungen stehen an. Es überrascht nicht, dass das Interesse der Investoren am Senegal stark gestiegen ist - wie ein Mitglied des Finanzministeriums bei unserem Treffen bestätigte: "In den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 haben wir mehr Investoren in Dakar gesehen als im gesamten Jahr 2024".
Die Regierungspartei PASTEF wurde mit einem populistischen Programm gewählt. Die Abschaffung der Treibstoffsubventionen und die Kürzung der Investitionsausgaben zur Sicherung der multilateralen Finanzierung werden bei den Wählern jedoch äußerst unpopulär sein. Trotzdem glauben wir, dass die politischen Entscheidungsträger den möglichen Rückschlag verkraften und die notwendigen harten Entscheidungen treffen werden, um den Internationalen Währungsfonds (IWF) und andere auf ihrer Seite zu halten – wenigstens für den Moment.
Das Wichtigste zum Schluss: Der Senegal wird sich wahrscheinlich mit Unterstützung des IWF, der Weltbank und einer teuren Überbrückungsfinanzierung durch die nächsten 6-12 Monate schlagen. Allerdings könnte das Land 2026 an seine Grenzen stoßen, wenn es der Regierung nicht schnell genug gelingt, die Ausgaben zu senken oder Einnahmen zu erhöhen.
Elfenbeinküste
Nach dem Chaos von Dakar war es eine Erleichterung, ins ruhigere, wenn auch feuchtere Abidjan zu kommen. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass sich die Elfenbeinküste in einer Blütezeit befindet. Das reale BIP wächst kontinuierlich um mehr als 6 %, angetrieben durch die Offshore-Ölproduktion, die Entdeckung umfangreicher Goldvorkommen und den Bauboom im letzten Jahr im Vorfeld des Fußball Africa Cups.
Unsere Gespräche auf der Reise drehten sich vor allem um die bevorstehende Präsidentschaftswahl, zu der die Bürger im Oktober an die Urnen gehen. Wahlen in Afrika sind selten eine ruhige Angelegenheit, und in der Elfenbeinküste ist das nicht anders. Der amtierende Präsident Ouattara überlegt, ob er für eine umstrittene vierte Amtszeit kandidieren soll. Doch trotz zweier Bürgerkriege in den letzten 25 Jahren ist das Interesse an innenpolitischen Unruhen gering, und es gibt keine radikale Opposition, die einen Durchbruch erzielen könnte.
Fazit: Sollte er sich für eine Kandidatur entscheiden, wird Ouattara wahrscheinlich eine vierte Amtszeit erreichen. Die bestehenden Kontrollmechanismen dürften dazu beitragen, die übermäßigen Ausgaben im Vorfeld der Wahl zu begrenzen. Wir werden auf Schwächephasen an den Märkten im Vorfeld der Wahl achten, um unser Engagement möglicherweise zu erhöhen.
Gabun
Von Abidjan aus reisten wir nach Zentralafrika und Gabun. Das Land wurde mehr als fünf Jahrzehnte lang von einer Familie regiert, doch nach der Absetzung des ehemaligen Präsidenten Ali Bongo zeichnen sich erste positive Entwicklungen ab. Die Reformen der Regierungsführung werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen, aber die Gabuner machen positive Fortschritte - wir hörten häufig, dass sich die Beziehungen zu kommerziellen, bilateralen und multilateralen Kreditgebern verbessern.
Das Ausmaß der Zahlungsrückstände ist jedoch nach wie vor ein großes Problem. Niemand kennt die tatsächliche Zahl, und der Schuldenberg wächst mit den von der Übergangsregierung unterstützten Bauprojekten, die in der Umgebung von Libreville entstehen. Unterdessen geht die Ölproduktion auf natürliche Weise zurück.
Eine potenzielle Einnahmequelle ist Mangan. Gabun verfügt über die zweitgrößten Reserven dieses Minerals in der Welt, aber es fehlt die Infrastruktur, um es zu exportieren. Um dieses Problem zu lösen, bemüht sich das Land um Investitionen in den Ausbau seines Eisenbahnnetzes. Wenn dies gelingt, könnte die Rendite der Staatsanleihen von rund 12 % auf einen einstelligen Wert sinken.
Fazit: Nach den Präsidentschaftswahlen Anfang April wird sich die Regierung wahrscheinlich dazu verpflichten, die Ausgaben zu kürzen und den Umfang der Zahlungsrückstände zu verringern. Allerdings werden Investitionen in Gabun so lange schwierig bleiben, bis eine gewisse Transparenz der Haushaltszahlen gegeben ist.
Kamerun
Unsere letzte Station war Kamerun und Yaoundé. Die Regierung hat sich endlich bereit erklärt, einen Berater zu beauftragen, der die wirtschaftliche Lebensfähigkeit der hoch verschuldeten Sonara-Ölraffinerie ermitteln soll. Dies ist wichtig, da der größte Teil der Schulden des Landes auf die Raffinerie zurückzuführen ist. Die kamerunischen Banken halten 90 % des Kapitals der Raffinerie. Jede Umstrukturierung von Sonara sollte der Regierung mehr Refinanzierungsmöglichkeiten geben und es ihr ermöglichen, dem lokalen Markt die dringend benötigte Liquidität zuzuführen.
In der Zwischenzeit werden die Erlöse aus einer bevorstehenden Eurobond-Emission dazu beitragen, die inländischen Zahlungsrückstände zu begleichen, und nach Angaben verschiedener Ministerien gibt es keine Zahlungsrückstände gegenüber dem Ausland. In Gesprächen mit politischen Analysten im Lande wurde deutlich, welches Erbe der 92-jährige Präsident Biya hinterlassen wird. Das Land befindet sich im Frieden, und er möchte sicherstellen, dass auch nach seinem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt Stabilität herrscht.
Das Wichtigste zum Schluss: Kameruns Haushaltslage ist solide, die Außenhandelsbilanz in guter Verfassung und die Verschuldung gering. Die Nachfolgeplanung ist nach wie vor unklar, aber, wie uns ein Journalist sagte:
"Wenn man glaubt, die Politik in Kamerun zu verstehen, versteht man gar nichts".